Kunst mit Leidenschaft: „Holz, das bin ich!“
… kommt ursprünglich von der Malerei beziehungsweise
vom Bühnenbild her; im Studium dieser beiden Fachbereiche wurde ihr künstlerisches Sehen
geprägt und ihre Vorstellung von Dreidimensionalität geformt. Seit 2012 ist jedoch die
Bildhauerei ihre primäre künstlerische Ausdrucksform: Holz ist das ihr adäquate Material.
Sie
selbst beschreibt die Holzbildhauerei als eine Leidenschaft, die einen nicht mehr loslässt,
wenn man einmal begonnen hat, mit Holz, diesem faszinierenden Werkstoff, zu arbeiten,
wenn man einmal sein künstlerisches Herz ans Holz verloren hat. Kein Holzstück gleicht dem
anderen, die Materie Holz birgt immer ein Geheimnis, das Switajski mit ihren Skulpturen ans
Tageslicht befördert. Das Zufällige des Naturmaterials, das sie in ihr künstlerisches Kalkül mit
einbezieht, übersetzt sie mit ihren ausdrucksstarken Arbeiten in ihre eigene Formensprache.
Die mit den Jahren immer reduzierter und rauer wird; Switajski dringt buchstäblich mit der
Motorsäge zum Kern des Lebens, zum Wesentlichen der Kunst, vor.
Ihre Werke, in denen
häufig die Maserung, ein Astloch oder auch ein unregelmäßiger Wuchs integriert werden,
verströmen eine starke und prägnante Unmittelbarkeit. Sie verstecken sich nicht, sondern
erobern sich ihren Platz, sie sind dauerhaft und nicht zu übersehen. Die Holzbildhauerin
Jolanta Switajski tritt bei ihrer künstlerischen Arbeit in einen intensiven Dialog mit dem Holz
und schält aus diesem, bevorzugt übrigens hartes Eichenholz, ihre Figuren, allein oder in der
Gruppe, heraus.
Sie stellt sie auf ihre künstlerische Lebensbühne, ausdrucksstark beseelt. Die
Oberfläche der einzelnen Skulpturen wird (nicht mehr) poliert oder geglättet: Switajski
schickt ihre Figuren quasi ungeschminkt, aber nicht schutzlos, ins Leben, wo sie sich bestens
behaupten. Häufig archaisch wirkend, ohne ausformulierte Gesichter, trotzen sie zeitlos den
Stürmen des Lebens und wirken so, als ob sie schon immer dagewesen wären, da sein
müssen. Und erleichtern mit dieser Indifferenz den Betrachtenden die Identifikation mit
ihnen. Bei der Holzkünstlerin Switajski bekommt das Material Holz die ihm zustehende
eigene Stimme im Resonanzraum Kunst. Dass Jolanta Switajski einen Sinn für Raum und
seine Gestaltung hat, verdankt sie ihrem Bühnenbild-Studium; ihre Arbeiten, obwohl häufig
schmal und gelängt, füllen den sie umgebenden Raum aus und bilden mit ihrer
ausstrahlenden Kraft sein natürliches Zentrum.
Mittels ihrer Skulpturen, die immer ein
gegenständliches Inneres in sich tragen, auch wenn sie sich in Richtung Abstraktion
bewegen, lässt uns Switajski an ihrer Welt teilhaben. Der italienische Künstler Giorgio de
Chirico (1888-1978) hat es so ausgedrückt: „Die Kunst ist gleichsam ein Schmetterlingsnetz
des Schicksals, das diese ungewöhnlichen Momente einfängt.“
Barbara Krämer, M.A.
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